Abschied von einem Weggefährten

Kindertheater: Christina Beeck und Einhart Klucke erzählen eindrucksvoll eine Geschichte über das Älterwerden und das Sterben

Den Brief essen und die Mandeln lesen? Oder umgekehrt? Herr Muffin ist ganz schön durcheinander. Kein Wunder, er ist ja auch schon sieben Jahre alt und das ist für ein Meerschweinchen ein stattliches Alter. Seine Besitzerin ist ebenfalls sieben Jahre alt und sie hat ihr ganzes Leben noch vor sich.

„Adieu, Herr Muffin”, mit dieser rührenden Geschichte über das Abschiednehmen und den Tod, nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Ulf Nilsson, war das Kinder- und Jugendtheater Speyer in der Festhalle zu Gast. Nach der Geschenkehatz rund um das Weihnachtsfest und angesichts des nasskalten Wetters bot diese Inszenierung die ideale Möglichkeit, ein wenig innezuhalten, vor allem aber dem einfühlsamen Schauspiel von Christina Beeck und Einhart Klucke beizuwohnen.

Behutsam wurde das Stück umgesetzt, es beschönigt nichts, kommt aber erfrischenderweise auch keinesfalls zu pathetisch daher. Die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Sterben war schließlich auch der Hauptgrund, weshalb das Kinderbuch aus Schweden zum Bestseller wurde. „Ich bin sieben Jahre alt und ich kann schon lesen und schreiben”, stellt sich das Mädchen vor. Wenn es groß ist, möchte es vielleicht Tierärztin werden, auf jeden Fall aber heiraten und Kinder bekommen. Sie weiß genau, dass Herr Muffin nicht mehr lange zu leben hat. „Es hat noch niemanden gegeben, der nicht gestorben ist.”

Ehrlich und trostspendend

Deshalb schreibt das Mädchen Liebesbriefe an ihr Meerschweinchen, die den kommenden Abschied sicherlich ein wenig erleichtern sollen. Und Herr Muffin selbst ist sich jedenfalls bewusst, dass er ein erfülltes Leben hatte. Eine niedliche Frau hatte er, sechs struppige kleine Kinder und in den sieben Jahren seines Daseins wurde er mindestens 7665 Mal gestreichelt. Unmengen von Salatgurken konnte er früher verdrücken, doch heute muss sich Herr Muffin eingestehen, dass er immer müder, immer schwächer wird.

Wie geht man mit dem Traurigsein um? Machen sich bereits Kinder die eigene Endlichkeit bewusst und was kommt nach dem Tod? Ehrlich, und gerade deshalb trostspendend, so hat Susanne Valter vom Kinder- und Jugendtheater Speyer diese Geschichte über eine ganz besondere Freundschaft und über das Älterwerden inszeniert. Sanft sind auch die Klänge, die aus der Feder von Martin Hug stammen.

Der Tod, das weiß das Mädchen ganz genau, das ist ein Ausruhen, ist nichts, vor dem man sich fürchten muss. „Leg Dich hin und schlaf ruhig ein. Ein Meerschweinchen darf ruhig müde sein.” Also sagt sie in dem Stück Lebewohl zu einem langjährigen Freund, deckt den für immer eingeschlafenen Herrn Muffin zu – in der absoluten Gewissheit, dass sie selbst noch wirklich Vieles vorhat im Leben. kr

Herr Muffin und das Mädchen
Spielten einfühlsam und ohne Pathos: Christina Beeck und Einhart Klucke vom Kinder- und Jugendtheater Speyer mit der Inszenierung „Adieu, Herr Muffin”. © Müller Brühl.

© Schwetzinger Zeitung, Samstag, 29.12.2012

DIE RHEINPFALZ 26. 4. 2010

Termine:

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2.November 2014
Speyer

Premiere:
25. April 2010
www.theater-speyer.de