von und mit Einhart Klucke

Regie, Textbeiträge und Musik: Frederic Hormuth

Eine Koproduktion von TIG 7 und Kluckes Kurz- und Kleinkunst

Einhart Klucke erzählt in seinem neuen Soloprogramm über sich, über Gott und die Welt und überhaupt: Was gibt es schon viel zu erzählen über einen, der nie als erster ins Ziel kommen will, obwohl er immer heimlich davon träumt?

Eben! Ein Leben, vom Kabarettisten gezeichnet! Oder doch ein Kabarettist,vom Leben gezeichnet? Klucke legt die ironische Beichte eines alternden Maulhelden ab, der sich um das große Glück immer feige herumgedrückthat. Tretroller und Vorruhestand, Blondinen und Zehnmeterbrett, Tour de France, Schneewittchen und Arbeiterklasse: Wie passt das alles zusammen? Und wenn ja, was dann? Wenn Klucke Licht in das Dunkel seiner aberwitzigen Biographie bringt, kommen kraftvoller Witz und liebevolle Ironie treffsicher auf den Punkt. Und zwar irgendwo in der Nähe des Zwerchfells.

Ein Kurz- und Kleinkunstabend zwischen Selbstmord und Selbstironie, zwischen Selbstmitleid und Selbstbefriedigung. Und zwischen allen Stühlen...

Premiere:
27. September 2003, 20 Uhr im Theaterhaus TIG 7

Einhart mit der Sandel-Schaufel


 

 Mannheimer Morgen  
30. September 2003:

Ehrgeiziger Verweigerer

KABARETT: Einhart Kluckes neues Programm im TiG 7
Von unserem Mitarbeiter Ralf-Carl Langhals

Dass man nicht alles bekommen kann, was man will, darüber herrschte schon vor den Rolling Stones Gewissheit. Wenn aber ein Alt-68er in Seniorenuniform auf einem Tretroller eine Theaterbühne betritt und dabei aus einem Kinderrecorder die Stones mit "You can't always get what you want" grüßen lässt, ist das ein schönes Bild und ein gelungener Einstieg für eine originelle Lebensbeichte. Der Mann, dessen Leben in anderthalb Stunden mit zahlreichen Nebenschauplätzen im Mannheimer Theaterhaus in G7 aufgewickelt wird, hat einiges zu erzählen. Einhart Klucke, in der Region wohl bekannter Teilzeitgewerkschafter, Kleinkünstler, Schauspieler und Kabarettist, nennt den von Frederic Hormuth eingerichteten Abend "Kluckes kleines Glück", und er vermittelt selbiges bestens.

Im Schutze seiner Heimatbühne in G7 legt er seine kindlichen Heldenfantasien offen, wie etwa den Kampf um das schöne Schneewittchen gegen "Mietshausbesitzerssöhne mit starker Tendenz zum Schnöseltum". Trotz einer epochalen Tretroller-Tour de France zwischen Frankfurt und Bad Vilbel verliert er die Schöne einer armseligen Kugel Erdbeereises willen an den kapitalistischen Kontrahenten. Das schürt natürlich den Klassenkampf. Frankfurt, Hamburg, Köln, Mannheim: mit viel Humor und Selbstironie beschreitet Klucke seinen Lebensweg neu. Die Stationen entsprechen der Realität, als Motor seiner Umzüge nennt er Leistungsverweigerung. Kriegsdienst-, Konsum-, und Taufwasserverweigerer sei er, und selbst bei der Geburt in Hessen habe er per Kaiserschnitt zum Auftritt gezwungen werden müssen, bekennt der "eher passiv Ehrgeizige".

Anekdoten aus Schulzeit und Zivildienst, linken Sportvereinen mit politischen Ambitionen und nicht zuletzt aus seinem Broterwerb bei Verdi durchsetzt er mit selbst gedichteten Balladen, die Frederic Hormuth musikalisch eingerichtet hat. Als Stand-up-Comedian singt er Schillers "Lied von der Glocke" durch alle deutschen Melodien und beweist die von ihm mutig aufgestellte These, dass sich hier zu Lande kurioserweise jeder Text zu jeglicher Melodie singen lässt.

Nach der Pause hält er jammernd die Mairede eines frustrierten Gewerkschafts-Sekretärs, der beklagt, dass der deutsche Arbeiter am Ersten Mai lieber sein Badezimmer kachle, als den Kampfparolen seines Interessenverbandes zu lauschen. Selbst das Freibier lockt eben nur noch Seniorengruppen zur Kundgebung, der Rest döst im Schrebergarten oder nutzt den Feiertag zum Kegelausflug.

Recht hat er, und seine bissig charmanten Pointen sorgen für beste Stimmung. Als "kulturell entspannter Mannheimer" singt er die Ballade vom heruntergekommenen alten Mann, der endlich tun darf, was er will. Klucke steht kurz vor dem Vorruhestand, hoffen wir, dass der geborene Verweigerer künftig noch viel Kabarett machen will und seine Sperrigkeit weiterhin so unterhaltsam bleibt.